Muster Natur

Kreative Arbeit nach Mustern der Natur ----------
Ein Sonarium Education Initiative Kunstprojekt mit SchulerInnen der OGS Marienschule in Bonn

15 Februar 2007

Weiberfastnachtsfete

15. Februar 2007 11.11 Uhr
Turnhalle

Ich bin schon etwa eine Stunde früher vor Ort um sicher zu sein, dass alles reibungslos abläuft. Bin erstmal beruhigt, sobald alles steht.


Es ist richtig lustig, die Kinder, die ich vom Kurs kenne, zu sehen. Einige sind wirklich einfallsreich verkleidet. Frederik sieht cool aus als Vampir. Alissa in ihrer Katzenverkleidung erkenne ich kaum. Alle sind gut gelaunt.


Wir lassen die Live-Kamera von Anfang an laufen und projizieren großflächig auf die Wand. Ich reiche die Kamera durch die Reihen und jeder, der Lust hat, kann ein bisschen draufhalten, irgendwohin, auf irgendwas, was interessant zu sein scheint.


Wir sind nach etwa einer Stunde endlich dran. Ayse und Hattice machen den Anfang mit den einfliegenden Bildern perfekt. Es ist richtig spannend. Aber als Alissa an den Knöpfen vom Mixer zu drehen anfängt, stelle ich fest, dass das Programm (Max/Jitter) abgestürzt ist und nichts passiert. ****! Verflixte Technik! Ich weiß, dass ich mein kleines iBook mit der ganzen Videoverarbeitung überfordere, aber warum muss sie immer streiken, wenn es wirklich darauf ankommt? Na ja, die meisten fanden es auch so irgendwie schön.

Das Programm ist aber ziemlich lang und wir verzichten auf die zweite Nummer.

14 Februar 2007

Session 16

13. Februar 2007 15.00 Uhr
Aula

Es ist wirklich nicht zu fassen. Ich war schon wieder 40 Minuten früher gekommen. Same procedure as every week. Ich werde diesmal nicht ins Detail gehen. Es wäre aber sehr schön, wenn eine Kopie von dem Schüssel gemacht würde.



















Wir proben zwei Nummern für Donnerstag. In der ersten ist die Kamera auf den Boden gerichtet. Einige Computerbilder, die wir im ersten Teil des Kurses hergestellt haben, werden dann als farbige Elemente für die Projektion benutzt. Zu einem fetten Track von „My My“ fliegen die Bilder rein, dann kommen tanzende Hände dazu. Zum Schluss machen wir mit unseren Händen Schatten im Beamerbild. Es ist eine schöne und runde Sache. Es fehlt nur an dem Durchhaltevermögen, es zu verfeinern. Machen wir trotz Widerwillen aber doch noch ein paar Mal.

















Für die zweite Nummer wird die Kamera vom Stativ abgenommen und per Hand geführt. Die Musik ist ein amerikanischer Rap und der Tanzstil ist eine Mixtur aus Akrobatik, Breakdance und coolen Gangster-Posen. Die Kamera geht mal nah ran, mal in die Totale. Es wird ein Musikvideo.






Alissa geht wirklich intuitiv und virtuos mit dem Videomixer um. Letzte Woche hat sie sehr lange und intensiv zugeguckt, als die Jungs sich vorgedrängelt haben. Dann, als es für die Jungs nicht mehr interessant war, ging sie dran und hat gezeigt, wie es richtig dicht und abwechslungsreich gemacht werden kann. Ich weiß, dass es vielleicht gerechter und pädagogisch wichtig wäre am Mixer abzuwechseln. Aber sie hat ein besonderes Talent dafür, und ich lasse sie es Donnerstag alleine machen.

08 Februar 2007

Session 15 - DSMN 2. Staffel

06. Februar 2007 15.00 Uhr
Aula

Ich habe am Sonntagabend mit der OGS-Leiterin telefoniert. Ich werde heute eine komplett neue Gruppe haben. Erstmal fünf aus der OGS und dann eventuell andere, die nicht in der OGS sind. Einige Eltern haben sich beschwert, dass die Kurse nicht offen für normale Schulgänger sind. Also dann…

Ich bin etwas angespannt, habe mich aber entschieden, mit voller Röhre in die zweite Halbzeit hineinzuballern. Donnerstag in einer Woche gibt es eine Weiberfastnachtsfete in der Schule. Die nächsten zwei Sessions werden wir einen Beitrag für die Fete erarbeiten.

Ich bringe mein VJ-Zeug mit. Ich bin 40 Minuten früher da um alles aufzubauen. Ich will, dass sie einfach reinkommen und staunen.

35 Minuten später kriege ich endlich den Beamer. Soll ich das alles schon wieder erzählen? Na gut, es muss doch dokumentiert werden. Die Schlüssel zum Schrank im Computerraum waren nicht zu finden. OGS-Leiterin sucht erfolglos. Hausmeister wird angerufen, sitzt am Kaffeetisch und gibt Anweisungen. Immer noch nicht zu finden. Es wird noch mal angerufen. Er kommt, schließt den Schrank auf, Beamer wird hoch in die Aula geschafft und dann stellt er alle Tische im Raum auf die Seite, da es eine Veranstaltung am Abend gibt. Allgemeines Chaos. Die Kinder sind da bevor ich mit dem Aufbau fertig bin.














Es sind auch einige andere Schüler anwesend, die heute zugucken wollen. Zunächst ist es faszinierend, dass das Kamerabild groß auf der Leinwand zu sehen ist. Jeder darf sich vor der Kamera präsentieren, sich vorstellen, einen Witz erzählen oder was auch immer.

Als ich anfange, an den Reglern zu drehen und das Bild auf den Kopf zu stellen, zu verzerren oder zu verkleinern, bis ein Mosaik aus vielen kleinen Bildern entsteht, gibt es wilde Schreie und Gelächter. Das ist doch was! Ich lasse alle am Pult ein bisschen ausprobieren.

Wir malen Gesichter auf die Finger und Hände und lassen sie zu ein paar electronica Tracks tanzen. Wir überlegen, was wir auf der Fete machen könnten und fangen dann an zu proben. Die Session wird schon etwas wild, aber das Abtanzen ist genau das Richtige für den Abschluss eines anstrengenden Schultages.





04 Februar 2007

Quo vadis, etc.

04. Februar 2007 Abends
Zu Hause

Es sind zwei Wochen seit der letzen Session, die das Ende von der ersten Staffel „Muster Natur“ markierte. Zeit für Reflexionen. Zeit für Fragen wie: Quo vadis?, Sein oder nicht sein?, How the **** did I get myself into this?, etc.

Das Projekt nimmt viel Zeit in Anspruch, fordert viel Energie, vereinnahmt richtig viel Platz im Gehirn. Andere Projekte werden vernachlässigt, weil ich mir um diesen einen Nachmittag vielleicht zu viel Sorgen mache. Dieser Blog nimmt zusätzliche Zeit, ist wahrscheinlich überflüssig. Selber schuld.

Am Samstag hatten wir das dritte NRW „Kultur und Schule“ Seminar in Köln. Diese vier Samstage sollten als Weiterbildung für die teilnehmenden Künstler dienen und bieten die Möglichkeit zum Austausch und Kennen lernen. Vier von uns haben ihre Projekte vorgestellt. Ich habe vielleicht zu viel Negatives berichtet. Meine Enttäuschung, dass es nicht möglich war die Konzepte von natürlichem Design und Struktur so zu vermitteln wie ich wollte, ist aber nicht zu verleugnen.

Es scheint bei vielen anderen auch einiges schief gelaufen zu sein. Ich bin nicht der einzige, der die Schlüssel suchen musste. Einige erzählen, dass das, was sie vorhatten, sich nicht verwirklichen lässt. Vielleicht ist es eher was positives, dass diese Leute alle sehr hohe Ansprüche und Erwartungen haben. Dass sie alle ergebnisorientiert sind. Dass sie alle viel mehr tun als nötig. Sie scheinen ihre Arbeit in diesen Projekten ernst zu nehmen und glauben, dass diese Begegnungen mit den Kindern und Jugendlichen schon was ändern können.

Mein bleibender Eindruck von diesem Tag ist ein Gefühl, das von zwei persönlichen Anekdoten oder Projektgeschichten ausging:

Christina erzählte von der allgemeinen Lustlosigkeit unter ihren Teilnehmern, denen ein Überfluss an Material und Geräten zur Verfügung steht. Zur Zeit gibt es nur noch drei Teilnehmer und der zuständige Lehrer meint, dass es sich nicht lohnt, den Kurs für nur drei Leute weiterzumachen. Als sie und Nils K. die Lage aber mit den Teilnehmern besprochen haben, sagten diese, „Wir sind aber fünf, nicht drei!“ Christina war überrascht, dass die jungen Leute sie und Nils als Teil ihrer Gruppe gesehen haben. Es sind schon Verbindlichkeiten durch die gemeinsame Arbeit entstanden.

Nils N. zeigte ein Auszug aus einen Film, den die Kinder aus Köln-Chorweiler über ihren Stadtteil gedreht haben. In einer Szene interviewt ein kleiner ausländischer Junge einen Mann, der draußen sitzt und ein Kölsch trinkt. Die erste Frage aus dem verabredeten Fragenkatalog stellt er brav in seiner etwas unsicheren, aber klar verständlichen neu erlernten Gastgeberlandessprache, „Was finden Sie gut an Chorweiler?“. Er macht seine Sache gut, positioniert das Mikro richtig, schaut interessiert hin, prima gelaufen. Er stellt dann spontan eine zweite Frage, „Und was machst Du?“

Nils erklärt dann, dass dieser Junge aus einem Kriegsgebiet kommt. Er ist schwer traumatisiert und sagt nie etwas. Es ist ein kleines Wunder, dass er mit Mikro in der Hand dann so gesprächig geworden ist. Es ist ganz deutlich zu spüren, dass dies Nils auch viel bedeutet.

Oh Mann, ein ziemlich geschwätziger und sentimentaler Eintrag heute.

Zurück zu den existentiellen Fragen bevor es aus der Hand gerät.

Quo vadis?
Nicht ganz sicher, werde schon irgendeinen Weg finden…
Prozess,
Der Weg ist das…
Na gut, bliebt erst mal offen.

Sein oder nicht sein?
Es muss schon noch ein halbes Jahr sein.
So oder so.

How the **** did I get myself into this?
It’s me own bloody fault.

Es scheint einigen dieser Menschen, die als Künstler am Programm teilnehmen, wichtig zu sein, dass sie mit ihrem Handwerk und ihrer Person jungen Leuten andere Sichtweisen und Perspektiven bieten. Sie sind auch bereit das Risiko einzugehen, Beziehungen zu erlauben, die viel Energie kosten können, viel Platz in ihrem Leben beanspruchen. Ich finde diese Leute bewundernswert. Sie machen das alles bestimmt nicht hauptsächlich des Geldes wegen, oder?