04. Februar 2007 Abends
Zu Hause
Es sind zwei Wochen seit der letzen Session, die das Ende von der ersten Staffel „Muster Natur“ markierte. Zeit für Reflexionen. Zeit für Fragen wie: Quo vadis?, Sein oder nicht sein?, How the **** did I get myself into this?, etc.
Das Projekt nimmt viel Zeit in Anspruch, fordert viel Energie, vereinnahmt richtig viel Platz im Gehirn. Andere Projekte werden vernachlässigt, weil ich mir um diesen einen Nachmittag vielleicht zu viel Sorgen mache. Dieser Blog nimmt zusätzliche Zeit, ist wahrscheinlich überflüssig. Selber schuld.
Am Samstag hatten wir das dritte NRW „Kultur und Schule“ Seminar in Köln. Diese vier Samstage sollten als Weiterbildung für die teilnehmenden Künstler dienen und bieten die Möglichkeit zum Austausch und Kennen lernen. Vier von uns haben ihre Projekte vorgestellt. Ich habe vielleicht zu viel Negatives berichtet. Meine Enttäuschung, dass es nicht möglich war die Konzepte von natürlichem Design und Struktur so zu vermitteln wie ich wollte, ist aber nicht zu verleugnen.
Es scheint bei vielen anderen auch einiges schief gelaufen zu sein. Ich bin nicht der einzige, der die Schlüssel suchen musste. Einige erzählen, dass das, was sie vorhatten, sich nicht verwirklichen lässt. Vielleicht ist es eher was positives, dass diese Leute alle sehr hohe Ansprüche und Erwartungen haben. Dass sie alle ergebnisorientiert sind. Dass sie alle viel mehr tun als nötig. Sie scheinen ihre Arbeit in diesen Projekten ernst zu nehmen und glauben, dass diese Begegnungen mit den Kindern und Jugendlichen schon was ändern können.
Mein bleibender Eindruck von diesem Tag ist ein Gefühl, das von zwei persönlichen Anekdoten oder Projektgeschichten ausging:
Christina erzählte von der allgemeinen Lustlosigkeit unter ihren Teilnehmern, denen ein Überfluss an Material und Geräten zur Verfügung steht. Zur Zeit gibt es nur noch drei Teilnehmer und der zuständige Lehrer meint, dass es sich nicht lohnt, den Kurs für nur drei Leute weiterzumachen. Als sie und Nils K. die Lage aber mit den Teilnehmern besprochen haben, sagten diese, „Wir sind aber fünf, nicht drei!“ Christina war überrascht, dass die jungen Leute sie und Nils als Teil ihrer Gruppe gesehen haben. Es sind schon Verbindlichkeiten durch die gemeinsame Arbeit entstanden.
Nils N. zeigte ein Auszug aus einen Film, den die Kinder aus Köln-Chorweiler über ihren Stadtteil gedreht haben. In einer Szene interviewt ein kleiner ausländischer Junge einen Mann, der draußen sitzt und ein Kölsch trinkt. Die erste Frage aus dem verabredeten Fragenkatalog stellt er brav in seiner etwas unsicheren, aber klar verständlichen neu erlernten Gastgeberlandessprache, „Was finden Sie gut an Chorweiler?“. Er macht seine Sache gut, positioniert das Mikro richtig, schaut interessiert hin, prima gelaufen. Er stellt dann spontan eine zweite Frage, „Und was machst Du?“
Nils erklärt dann, dass dieser Junge aus einem Kriegsgebiet kommt. Er ist schwer traumatisiert und sagt nie etwas. Es ist ein kleines Wunder, dass er mit Mikro in der Hand dann so gesprächig geworden ist. Es ist ganz deutlich zu spüren, dass dies Nils auch viel bedeutet.
Oh Mann, ein ziemlich geschwätziger und sentimentaler Eintrag heute.
Zurück zu den existentiellen Fragen bevor es aus der Hand gerät.
Quo vadis?Nicht ganz sicher, werde schon irgendeinen Weg finden…
Prozess,
Der Weg ist das…
Na gut, bliebt erst mal offen.
Sein oder nicht sein?Es muss schon noch ein halbes Jahr sein.
So oder so.
How the **** did I get myself into this?It’s me own bloody fault.
Es scheint einigen dieser Menschen, die als Künstler am Programm teilnehmen, wichtig zu sein, dass sie mit ihrem Handwerk und ihrer Person jungen Leuten andere Sichtweisen und Perspektiven bieten. Sie sind auch bereit das Risiko einzugehen, Beziehungen zu erlauben, die viel Energie kosten können, viel Platz in ihrem Leben beanspruchen. Ich finde diese Leute bewundernswert. Sie machen das alles bestimmt nicht hauptsächlich des Geldes wegen, oder?